14 Gedanken von Rosarium Virginis Mariae

  1. Maria ist uns Vorbild der Kontemplation / der Betrachtung: Niemand hat sich mehr als Maria der Betrachtung des Antlitzes Christi mit gleicher Beharrlichkeit hingegeben. Die Augen ihres Herzens richten sich in gewisser Weise schon bei der Verkündigung auf ihn, als sie ihn durch das Wirken des Heiligen Geistes empfängt. In den folgenden Monaten beginnt sie, seine Gegenwart zu spüren und seine Züge zu erahnen. Als sie ihn schließlich in Bethlehem zur Welt bringt, sind auch die Augen ihres Leibes zärtlich auf das Angesicht des Sohnes gerichtet 10 – zeitlebens schaute sie auf JS (fragend bei der Wiederauffindung im Tempel; durchdringend in Kana, schmerzlich unter dem Kreuz, strahlend bei der Auferstehung; ein glühender Blick an Pfingsten).

  2. Maria lebt mit den Augen auf Christus gerichtet und macht sich jedes seiner Worte zu eigen: Sie bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach“ (Joh 19, vgl. 2,51). … Diese Erinnerungen bildeten, in gewisser Weise, den „Rosenkranz“, den sie selbst unaufhörlich in den Tagen ihres irdischen Lebens wiederholte. 11 Das Betrachten Mariens ist in erster Linie ein Erinnern. Es ist jedoch notwendig, dieses Wort im biblischen Sinn von Gedächtnis (zakar) zu begreifen, das die Werke, die Gott in der Heilsgeschichte erfüllt hat, wieder gegenwärtig setzt.

  3. aus der Erfahrung Marias ist der Rosenkranz ein ausgesprochen kontemplatives Gebet. … wie Paul VI. unterstrichen hat: „Ohne Betrachtung ist der Rosenkranz ein Leib ohne Seele, und das Gebet läuft Gefahr, zu einer mechanischen Wiederholung von Formeln zu werden, Seiner Natur nach verlangt das Rosenkranzgebet einen ruhigen Rhythmus und ein besinnliches Verweilen, was dem Betenden die Betrachtung der Geheimnisse im Leben des Herrn erleichtert und diese gleichsam mit dem Herzen derjenigen schauen lässt, die dem Herrn am nächsten stand.


  4. Im Rosenkranz geht es darum, in die Schule Mariens zu treten und Christus von Maria lernen: IHN selbst lernen, Wenn auf der göttlichen Seite der Geist der innere Meister ist, der uns zur Fülle der Wahrheit Christi führt (vgl. Joh 14,26; 15,26; 16,13), kennt unter den Geschöpfen niemand besser als sie Christus; niemand kann uns besser als seine Mutter in eine tiefe Kenntnis seines Geheimnisses einführen.


  5. Die christliche Frömmigkeit zeichnet sich durch ihr Merkmal aus, dass der Jünger die Verpflichtung zu einer immer vollständigeren Gleichgestaltung mit seinem Meister auf sich nimmt Während des geistlichen Vollzugs des Rosenkranzes, der – in Gemeinschaft mit Maria – auf der unaufhörlichen Betrachtung des Antlitzes Christi gründet, erreicht man dieses anspruchsvolle Ideal des Ähnlichwerdens mit Ihm mittels eines Weges, den wir einen freundschaftlichen Besuch nennen könnten. „Wie zwei Freunde, die sich öfters besuchen, sich in ihren Gewohnheiten anzugleichen pflegen, so können auch wir, die wir in familiärer Vertrautheit mit Jesus und der Jungfrau in der Betrachtung der Rosenkranzgeheimnisse sprechen und gemeinsam ein und dasselbe Leben in der Kommunion vollziehen, ihnen gleich werden, soweit dies unsere Begrenztheit erlaubt“ (selige Bartolo Longo)


  6. Der Rosenkranz ist gleichzeitig Betrachtung und Bittgebet. Die beharrliche Anrufung der Mutter Gottes stützt sich auf das Vertrauen, dass ihre mütterliche Fürsprache beim Herzen ihres Sohnes alles vermag. Der Rosenkranz ist einer der traditionellen Wege des christlichen Gebetes, das sich der Betrachtung des Antlitzes Christi widmet. Papst Paul VI. beschrieb ihn so: „Als biblisches Gebet, in dessen Mitte das Geheimnis der erlösenden Menschwerdung steht, ist der Rosenkranz ganz klar auf Christus hin ausgerichtet. Auch sein charakteristischstes Element, die litaneiartige Wiederholung des „Gegrüßet seist du, Maria“, wird zu einem unaufhörlichen Lobpreis Christi, um den es eigentlich bei der Verkündigung des Engels und dem Gruß der Mutter des Täufers geht: „Gebenedeit ist die Frucht deines Leibes“ (Lk 1,42).


  7. Wir möchten noch mehr sagen: die Wiederholung des Ave Maria ist der tragende Grund, auf dem sich die Betrachtung der Geheimnisse entfaltet. Diese Auswahl (der Geheimnisse) ist durch die ursprüngliche Gebetskette vorgegeben, die sich basierend auf der dem Psalterium entsprechenden Zahl 150 herausgebildet hat. = Kompendium des Evangeliums so eine wirkliche Einführung in die Tiefen des Herzens Jesu, (das Geheimnis Christi als Freude, Licht, Liebe, Herrlichkeit) Diese betrachtenden Schritte, … verleihen dem Geist den Geschmack einer Erkenntnis Christi, die sich ständig an der reinen Quelle des biblischen Textes labt. – auch der Weg des Menschen wird rekapituliert: Die Geburt betrachtend erfährt er die Heiligkeit des Lebens; im Blick auf das Haus von Nazareth erfasst er die ursprüngliche Wahrheit über die Familie nach dem Plan Gottes. Wo er dem Meister in den Geheimnissen seines öffentlichen Wirkens folgt, kommt er mit dem Licht in Berührung, um in das Reich Gottes einzutreten, und indem er den Weg zum Kalvarienberg beschreitet, lernt er den Sinn des erlösenden Leidens Schließlich betrachten wir Christus und seine Mutter in der Glorie des Himmels und sehen das Ziel, zu dem jeder von uns berufen ist, wenn wir uns vom Heiligen Geist heilen und verklären lassen.


  8. Weg zur Aufnahme: Wiederholung: Der Rosenkranz stellt die Betrachtung der Geheimnisse Christi mit einer charakteristischen Methode vor, die auf eine Erleichterung ihrer Zueigenmachung ausgerichtet ist. Diese Methode beruht auf der Wiederholung. Bei einer oberflächlichen Betrachtung dieser Wiederholungen könnte man versucht sein, das Rosenkranzgebet als eine trockene und langweilige Frömmigkeitsform Zu einer ganz anderen Einschätzung hingegen gelangen wir, wenn wir dieses Gebet als Ausdruck einer Liebe betrachten, die nicht müde wird, sich der geliebten Person zuzuwenden. Um den Rosenkranz richtig zu verstehen, müssen wir in die psychologische Eigendynamik der Liebe eintreten.


  9. Die Wiederholung nährt sich aus dem Verlangen nach einer immer vollkommeneren Gleichgestaltung mit Christus, dem wahren „Programm“ des christlichen Lebens. Wir dürfen nicht überrascht sein, dass unsere Christusbeziehung sich der Hilfe einer Methode bedienen kann. Gott teilt sich dem Menschen in einer Weise mit, die unsere Natur und ihre vitalen Rhythmen respektiert. (Jesus-Gebet im Osten) – RK kein Amulett Es handelt sich nicht um ein erneutes in Erinnerung bringen einer Information, sondern vielmehr um das Sprechen lassen Gottes. … So kann die der Wiederholung des Ave Maria innewohnende assimilierende Funktion in Bezug auf das Christusgeheimnis gelebt werden. Einen Weg der Assimilierung, der darauf abzielt, uns immer tiefer in das Leben Christi eintreten zu lassen, bildet die Wiederholung des Namens Jesu – der einzige Name, der uns gegeben ist, durch den wir gerettet werden sollen (vgl. Apg 4,12) – verflochten mit jenem der Allerseligsten Mutter.


  10. Der erste Teil des Ave Maria, der sich aus den Worten des Erzengels Gabriel und der heiligen Elisabeth an Maria herleitet, ist in der Tat eine anbetende Betrachtung des Geheimnisses, das sich in der Jungfrau von Nazareth erfüllt. Diese Worte drücken sozusagen die Bewunderung des Himmels und der Erde aus und lassen in gewisser Weise die Freude Gottes selbst durchscheinen, wenn er sein Meisterwerk – die Menschwerdung des Sohnes im jungfräulichen Schoß Marias – betrachtet,


  11. Der Mittelpunkt des Gegrüßet seist du Maria, gleichsam das Scharnier zwischen dem ersten und dem zweiten Teil, ist der Name Jesus. Gerade die Betonung, die man dem Namen Jesu und seinem Geheimnis beimisst, macht jedoch ein bedeutungsvolles und fruchtbares Beten des Rosenkranzes aus.


  12. Die trinitarische Doxologie ist der Zielpunkt der christlichen Kontemplation. Christus ist tatsächlich der Weg, der uns im Geist zum Vater führt. Wenn wir diesen Weg bis zum Ende durchlaufen, finden wir uns immerfort vor dem Geheimnis der drei göttlichen Personen wieder, die wir loben, anbeten und denen wir danken. Gloria, der Höhepunkt der Kontemplation,


  13. So gesehen wird das Rosenkranzgebet tatsächlich zu einem wahren geistlichen Weg, auf dem Maria sich zur Mutter, Lehrerin und Führerin macht, um die Gläubigen mit ihrer mächtigen Fürbitte zu unterstützen.


  14. Als Gebet um den Frieden ist der Rosenkranz auch und schon immer das Gebet der Familie und für die Familie. Eine Familie, die vereint betet, bleibt eins. Indem die einzelnen Familienmitglieder ihren Blick auf Jesus richten, werden sie befähigt, sich stets aufs Neue in die Augen zu schauen, miteinander zu sprechen, füreinander einzustehen, sich gegenseitig zu vergeben und in einem durch den Heiligen Geist belebten Liebesbündnis wieder neu zu beginnen.