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Einleitung zu den Geheimnissen des schmerzhaften Rosenkranzes

Die schmerzhaften Geheimnisse stellen uns den Weg der vollkommenen Liebe vor Augen, den Gott gewählt hat, um uns zu retten. Ganz freiwillig wählte Jesus den Weg des Leidens (vgl. Lukas 22, 42, Matthäus 26, 42 u. Markus 14, 36) uns zeigte uns damit das er uns vollkommen liebt. „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Johannes 15, 13). Wahre Liebe hat oft etwas mit Verzicht zu tun und Jesus hat dabei bestimmt die größte Selbstaufgabe gelebt, denn er hat ganz auf all seine Herrlichkeit verzichtet, um unsere Schuld freimütig zu begleichen. „(…) so entstellt sah er aus, nicht mehr wie ein Mensch, seine Gestalt war nicht mehr die eines Menschen“ (Jesaja 52, 14). Er hat auf mehr verzichtet als wir jemals zu verzichten hätten und er hat mehr getragen, als wir jemals tragen könnten. Es ist die Liebe die ihn dazu trieb sich ganz zu veräußern ohne etwas zurückzuhalten.

Geschlossen für sich, wären die schmerzhaften Geheimnisse trostlos und traurig. Doch sie zeigen ja nur den Weg zu etwas Größeren. Die erwartete Freude, die sich aus dem Weg der Liebe (Weg des Leidens) ergibt wiegt all das Leid und all die Schmerzen auf, denn im Gegensatz zum Leid und zum Schmerz wird die Freude die Gott schenkt ewigen währen. Daher ist es wichtig das Leid im Licht der kommende Auferstehung zu betrachten. Jesus ging uns diesen Weg voraus. „Zu allen sagte er: Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es retten“ (Lukas 9, 23). Freilich ist nicht jeder für das große Leid bestimmt, doch finden wir uns oft genug kämpfend mit den kleinen Schwierigkeiten des Lebens. Und schon dort können wir im Kleinen unsere Kreuze tragen und viele kleine Tode sterben, um so durch viele kleine Auferstehungen Gott näher zu kommen. Was wir im Großen bei Jesus sehen, können wir im Kleinen bei uns entdecken. Dabei dürfen wir Gott vertrauen und uns mit Mut dem Leid stellen, denn er fordert ja nichts, wozu er uns nicht auch die nötige Kraft schenken würde. Oft reicht es schon, den extra Schritt für den Nächsten zu gehen, auf etwas zu verzichten das uns lieb ist, Verachtungen oder Zurückweisungen anderer Menschen mit Liebe zu ertragen oder uns an Gott zu wenden, wo wir vorher ohne ihn gelebt haben. Nach und nach verwandelt uns der Vater dann auf diesem Weg und macht uns zu einem Abbild seines Sohnes und führt auch uns (durch das Leid) zur Auferstehung.

1. Geheimnis: „…Jesus, der für uns Blut geschwitzt hat."

Jesus erlitt die äußerste Form der Angst in Anbetracht des kommenden Leidens. „Sein Schweiß war wie Blut“ (Lukas 22, 44), so groß war seine Angst vor dem was kommt und doch entschied er sich aus freien Stücken für diesen Weg (vgl. Markus 14, 36), um uns vor einer Ewigkeit voll von Qualen und Leid zu bewahren und uns dafür ewige Freude zu ermöglichen. Er kannte den Preis, den er zu bezahlen hatte, aber er kannte auch die Freude die er anderen durch sein Leid erkaufen würde. Also gab er der Angst nicht nach und entschied sich für das Leid, denn seine Liebe zu uns war größer als seine Angst.
Jesus zeigt uns in diesem Geheimnis, dass der Weg des Liebens hier auf Erden auch ein Weg des Leidens ist. Auch wir kennen in unserem Herzen die kleinen und großen Ängste, die wir erleben, wenn wir den Weg der Wahrheit und der Liebe gehen bzw. gehen wollen. Es heißt ja schon: „Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen“ (Apostelgeschichte 14, 22). Und ein jeder, der sein Herz prüft, der weiß, dass er ohne Leid, nicht zum ewigen Leben kommt. So ist es die Hoffnung ewiger Freude (für uns und andere), die uns hilft, die Angst zu überwinden. Denn was wiegt das Leid zu Lebzeiten im Vergleich zur Ewigkeit?1Ein Ewigkeit voll Freude oder voll Leid. Oder wie wertvoll ist es auch nur eine Seele in den Himmel zu bringen als die Welt für kurze Zeit genossen zu haben? Die Angst ist echt und sie ist da, doch wenn die Liebe Gottes unser Herz entzündet, dann werden wir bereit sein unsere Angst vor dem Leid zu überwinden, um der Liebe zu dienen.

2. Geheimnis: „…Jesus, der für uns gegeißelt worden ist.“

Wie ein liebender König, der sich schützend vor sein Volk stellt, nahm Jesus die falschen Beschuldigungen und die Bestrafung auf sich, die einem jeden Sünder gerechter weiße zustehen würde. „Er wurde bedrängt und misshandelt (…)“ (Jesaja 53, 7), damit er uns vor unserer eigenen Strafe retten konnte (vgl. Jesaja 53, 5). Die Geißelung Jesu erscheint wie eine Würdigerweisung oder eine Vorprüfung für das Königtum, das Jesus antreten wird. Sie ist der Weg hin zur Krönung, doch nicht so wie der Himmel und die Heiligen Jesus zur Krönung führen würden, sondern wie die Welt es tut.

Wer nun ist von uns bereit, die Geißelung der Menschen auf sich zu nehmen, um diese zu retten? Wer möchte auch nur eine falsche Verurteilung erleiden und seinem eigenen Ansehen damit schaden? Schrecken wir nicht schon von kleinen Ungerechtigkeiten zurück, die uns widerfahren, doch sollten wir diese nicht viel mehr aus Liebe zu Gott ertragen, um Jesus darin gleich zu werden – seine Liebe darin zu entdecken? Nicht um uns zu brüsten, sondern viel mehr aus Liebe zu den Menschen, die doch auch er so sehr geliebt hat, um sich für ihr Heil von ihnen geißeln zu lassen.

3. Geheimnis: „…Jesus, der für uns mit Dornen gekrönt worden ist.“

Jesus, der selbst bezeugt, dass er der König der Juden ist (vgl. Markus 15, 2), ein König dessen Königtum nicht von dieser Welt ist (vgl. Johannes 18,36), sondern ein König, dessen Reich jede erdenkliche Herrlichkeit bei weitem übertrifft und dessen Macht unübertroffen ist. Dieser König lässt sich von den Menschen, als Zeichen seiner Liebe, mit der Dornenkrone krönen. Stattdessen müsste er mit all der Herrlichkeit des Himmels gekrönt werden, denn das wäre es, was ihm entsprechen würde, doch die Welt krönt ihn mit Dornen, denn das ist es, was sie für ihn hat. Mit seiner königlichen Demut besiegt er den Stolz der Menschen, mit einer Demut, die die eigene Herrlichkeit verwirft, um aus Liebe zu den Menschen, das Leid zu wählen. Er wählt als König das Leid um dadurch zur Herrlichkeit zu kommen und sein Volk zu retten. Gekrönt mit den Dornen der Liebe besteigt er zuerst den Thron seiner Herrschaft hier auf Erden, um später in aller Herrlichkeit zur Rechten des Vaters zu sitzen (vgl. Markus 16,19).

Da Gott uns die Freiheit geschenkt hat selbst zu entscheiden welchen Weg wir gehen, sind wir in gewisser Form selbst Könige. Mit unserem Willen können wir uns bewusst für und gegen den Himmel entscheiden und das macht uns zu einem König der Herrscher über sein eigenes Leben ist. Jeder muss sich also entscheiden ob er Sklave der Sünde ist oder als König Krieg führt und „durch den Geist die sündigen Taten des Leibes tötet“ (Römer 8, 13). Wenn wir nun unser Geschick für den Himmel nutzen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn dieses in den Augen der Welt nichtig und wertlos erscheint und diese uns, so wie sie es auch bei unserem Herrn getan haben, mit Dornen krönen. Wir dürfen wissen, dass die Dornenkrone später zu einem Siegeskranz wird und wir durch sie an Herrlichkeit gewinnen werden. „Selig der Mann, der in der Versuchung standhält. Denn wenn er sich bewährt, wird er den Kranz des Lebens erhalten, der denen verheißen ist, die Gott lieben“ (Jakobus 1,12)

5. Geheimnis: „…Jesus, der für uns gekreuzigt worden ist.“

„(…) die Welt erkannte ihn nicht“ (Johannes 1, 10) und deshalb kreuzigte sie ihn wie einen Verbrecher. Er aber „hat sich für uns hingegeben, damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöse und für sich ein auserlesenes Volk schaffe, das voll Eifer danach strebt, das Gute zu tun“ (Tidus 2, 14). Jesus sagte: „Und ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind“ (Johannes 17, 19). Mit seinem Kreuzopfer bezahlte Jesus die Schuld all unserer Sünden, die es verhindern, dass wir zur ganzen Freude gelangen können und er kreuzigte auch den menschlichen Leib, „damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde, sodass wir nicht mehr Sklaven der Sünde sind“ (Römer 6, 6) und nun fähig unsere „Glieder als Waffen der Gerechtigkeit in den Dienst Gottes“ (Römer 6, 13) zu stellen.

Durch den Kreuztot Jesus dürfen wir uns als Menschen begreifen, die für die Sünde tot sind und in Jesus nun für Gott leben (vgl. Römer 6, 10-11). Jesus sagte noch vor der Kreuzigung zu Petrus, Jakobus und Johannes: „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“ (Markus 14, 38). Diese waren noch nicht fähig die Schwachheit des Fleisches zu überwinden, denn Jesus war noch nicht gekreuzigt, auferstanden und zum Vater gegangen. Jetzt nun da Jesus uns durch den Heiligen Geist befähigt hat, sollen auch wir unseren alten Menschen kreuzigen, damit auch wir für die Sünde tot sind und ganz für Gott leben. So gelangen auch wir zur Auferstehung, die uns ja dann ewige Freude bringt, indem ganz mit Gott sind und er in allem ist.

4. Geheimnis: „…Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat.“

Nach all der Schmach „führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen“ (Matthäus 27, 31). Jesus nimmt das Kreuz unserer Sünden und trägt unser aller Last zum Gipfel, um sie mit seinem Opfer im Feuer der göttlichen Liebe zu verbrennen. Ganz unverschuldet trägt er das Kreuz denn nichts von der Last käme von seiner eigenen Schuld. Denn es heißt: „Er hat den, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm Gerechtigkeit Gottes würden“ (2. Korinther 5, 21). Er trägt, was die Menschen selbst nicht fähig wären zu tragen und damit geht er den Weg eines wahren Königs, der sein Volk, weil er es über alle Maße liebt, in die Freiheit führt.

Auch wir sollten unser Kreuz tragen, wenn wir ihm folgen wollen, denn Jesus sagt: „Wer nicht sein Kreuz trägt und hinter mir hergeht, der kann nicht mein Jünger sein“ (Lukas 14, 27). Unser Kreuz sollen wir aber tragen, weil die Liebe Gottes in uns, uns dazu treibt, nicht weil wir einem Leistungs- oder Geltungsdrang nachfolgen wollen. Die Intention des Kreuztragens muss die Liebe sein, die ihren Gott erkennen will und das Heil des Nächsten wünscht. Und freilich finden wir am Kreuz selbst keine Erquickung, jedoch dürfen wir wissen, dass im Kreuz das Heil für uns und andere verborgen liegt, denn Jesus sagt: „(…) Wenn einer hinter mir hergehen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es finden“ (Matthäus 16, 24-25). Das heißt, jede Anstrengung und jede Selbstüberwindung (-aufgabe) die hier auf Erden in der Liebe geschieht dient zu einem höheren Gute, zum ewigen Leben. So können wir sagen, dass wir unser (tägliches) Kreuz lieben sollen, denn durch das Kreuz, finden wir das Leben und wir finden es nicht nur in der Ewigkeit, sondern auch schon hier auf Erden, wenn wir durch das Kreuz unseren Herrn und Gott näher kommen und seine Liebe unser Leben füllt und damit göttliche Freude in den Alltag strömt.