Warum wir den Rosenkranz beten?

Jeder Mensch wurde von Gott für und aus Liebe erschaffen. So sehnt sich jeder Mensch – bewusst oder unbewusst – nach dieser Liebe, aus der und für die er erschaffen wurde. Diese vollkommene Liebe findet der Mensch nur in Gott, denn Gott ist die Quelle aller Liebe und auch die Quelle aller Wahrheit. Wer von dieser Quelle trinkt wird nicht mehr durstig werden (vgl. Johannes 4, 14). Der aktuelle Katechismus der katholischen Kirche hat für diese Hauptberufung des Menschen die passende Überschrift im Vorwort des Buches:

Das Leben des Menschen – Gott erkennen und lieben. (KKK I)

Da wir die Liebe, für die wir erschaffen wurden nur in Gott finden, ist es unsere Hauptberufung und unser höchstes Ziel, unseren Gott und Schöpfer immer mehr zu erkennen und zu lieben. In dieser Berufung entdecken wir dann immer mehr die Liebe und wachsen in sie hinein. Der Rosenkranz ist uns für diese Aufgabe gegeben. Durch ihn können wir unseren Gott immer besser erkennen und lieben lernen – wir können immer mehr Wahrheit erkennen und uns an dieser ausrichten – wir kommen in eine immer tiefere Vereinigung mit Gott.

Der Mensch strebt von Natur aus nach Wahrheit (KKK 2467). Ihm dürstet nach ihr, denn der Mensch mag nicht das, was falsch ist und zu seinem Tot führt, sondern er mag das, was ihn lebendig macht. Es ist von größter Bedeutung, dass sich unser Herz auf die Wahrheit – die Liebe ist – ausrichtet, um ein Leben zu führen, dass nicht falsch ist, sondern dem entspricht was gut und richtig ist. Nur der Weg der Wahrheit führt uns zum ewigen Leben und zur Fülle der Liebe. Alle anderen Wege führen in den Tot. „Geht durch das enge Tor! Denn weit ist das Tor und breit der Weg, der ins Verderben führt, und es sind viele, die auf ihm gehen. Wie eng ist das Tor und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und es sind wenige, die ihn finden“ (Matthäus 7, 13-14). Der Rosenkranz ist uns gegeben diesen schmalen Weg zu erkennen und ihn mit seiner Hilfe zu gehen. Der Mensch sollte immer bestrebt sein nur der Wahrheit zu folgen, denn bei allem anderen würde er am Ende ja nur sich selbst anlügen und im schlimmsten Fall sogar Gott verlieren.

In den Geheimnissen des Rosenkranzes können tiefe (Glaubens-)Wahrheiten erkannt werden. Diese Wahrheiten können dann als Fundament und Grundpfeiler des Lebens gesetzt werden, um dem Herzen als echte Stütze dienen zu können, wenn seine Liebe von Gott geprüft wird. Aber auch sollen diese Wahrheiten dem Herz vorgelegt werden, damit dieses sich darauf ausrichten kann. Auch wenn es mit einigen Wahrheiten im ersten Moment noch nicht immer übereinstimmen wird, beginnt ein Prozess der Verwandlung wenn die Wahrheit als solche angenommen wurde und der Wille des Herzens sich darauf ausrichtet. Das Herz kann nun über die erkannte und angenommene Wahrheit die wahre Liebe sozusagen einüben. Dieses Einüben passiert durch die eigenen Werken die durch die Gnade Gottes vollbracht und angeregt werden.1Schon das Beten (des Rosenkranzes) an sich ist ein Werk bzw. jede Hinwendung zu Gott. Hierfür sollte das Gebet zumeist der beste Beginn sein. Gott schenkt uns dann mit seiner Weisheit die nötigen Gnaden den guten und richtigen Weg zu gehen. Durch die Gnade Gottes werden wir so fähig Werke zu tun, die der Liebe entsprechen. „Denn wie der Körper ohne den Geist tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot“ (Jakobus 2, 26).

Gott ist in Jesus Christus Mensch geworden, um sich uns zu offenbaren, damit wir ihn (besser) erkennen und lieben können. Beim Beten des Rosenkranzes betrachten wir das Leben Jesu, denn Jesus selbst sagt ja: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben“ (Johannes 14, 6). Den Durst nach Liebe, dem der Mensch folgen soll, um die Wahrheit die ihn frei macht zu erkennen, findet er vollkommen in Jesus Christus (vgl. Johannes 8, 32). Jesus ist der Weg, auf dem wenn wir gehen, wir in der Wahrheit wandeln und dieser Weg führt uns dann in das ewige Leben. Würde der Mensch nicht in der Wahrheit leben, dann würde er auch nicht in der Liebe leben und damit würde er nicht in Gott leben und hätte das Leben nicht. Wandelt der Mensch jedoch in der Wahrheit, so ist er in Gott und damit hat er die Liebe. „Wer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und er bleibt in Gott. Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. Gott ist Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm.“ (1. Johannes 4, 15-16)

Die Liebe ist jedoch nicht etwas, das nur mit dem Mund gesprochen werden soll, sondern etwas, das nach der gelebten Tat verlangt, da es sonst keine echte Liebe sein kann (vgl. 1. Johannes 3, 17-18). So leuchtet es ein, dass wir das Leben Jesu betrachten sollen, um die Wahrheit zu erkennen und so den Weg zu gehen,2Den Weg zu gehen bedeutet, Gott immer mehr erkennen und dadurch ihn und unseren Nächsten zu lieben. der uns zum Leben (zur Liebe) führt. Da Jesus ganz Mensch und ganz Gott ist, werden uns durch das richtige Beten des Rosenkranzes zwei grundlegende Wahrheiten offenbart:

  1. Wer und wie ist Gott? (Seine Liebe zu uns)
  2. Was heißt es wahrhaftig Mensch zu sein? (Seine Liebe annehmen und ihn zurücklieben)

Es wird uns also gezeigt wer Gott ist, aber auch wer wir wirklich sein sollten als Menschen – wie Gott uns erdacht hat. So kommen wir auf zweierlei Weißen, die eng miteinander verflochten sind, unserer wahren Berufen und dem wahren Glück – der Liebe (Gott) – näher.

Also, warum beten wir den Rosenkranz?
Kurz und knapp können wir sagen, dass wir den Rosenkranz beten, weil wir durch ihn unserem himmlischen Vater näher kommen und in ihm finden wir Fülle, vollkommene Liebe und unsere wahre Berufung.

Wie betet man den Rosenkranz richtig?